Autor: Sebastian Th. Franssen, ARCHITEKTUR.dlx
Wir betrachten Orte, Gebäude, Freiräume immer unter „professionellen“ Gesichtspunkten. Als Architekten nehmen wir laufend Räume, Proportionen, Farben, Oberflächen, Materialien, Gerüche und
Klänge wahr.
Mit Muße suchen wir zu erkennen, warum uns der eine Ort mehr, ein anderer weniger anspricht. Hier gibt es manchmal einfache Antworten, aber auch Unergründliches. Unmittelbar und ohne Reflexion
hinterlässt jeder Ort einen Eindruck, ein Gefühl. Die Hiberniaschule fühlt sich gut an!
Die Schule bildet ein einmaliges Gebäudeensemble miteinander verbundender Baukörper und ergänzenden, begleitenden Einzelgebäuden, die vielfältige Freiräume und Höfe umschließen und definieren.
Die Gebäude bilden einen Reigen, bei dem sich jedes einzelne mit eigener Note und Charakter einbringt, ohne die Gemeinschaft zu verlassen.
Der elegante Expressionismus der Gebäudekörper mit dem gekonnten Höhenspiel, den gegliederten und facettenreichen Fassaden und den immer wieder ordnenden Symmetrien erzeugt eine angenehme
Leichtigkeit. Die kristallinen Gebäude bilden eine lichte, klare und auch festliche Kulisse für das vielfältige Schulleben.
Ein eigener Rhythmus erfasst uns auch in den Gebäuden, auf den Fluren, Treppen, in den einzelnen Räumen. Die Gliederung, die dynamischen Grundrisse in Verbindung mit den Sichtbeziehungen
machen diese Räume lebendig. Dazu kommt eine unerschöpfliche Raumvielfalt. Von den liebevoll, individuell von Lehrenden und Lernenden gestalteten Klassen- und Kursräumen, über die Werkräume,
Werkstätten, Dachateliers zu den Sälen für Musik, Tanz, Schauspiel, Diskussion und gemeinschaftliches Speisen.
Nach sechzig Jahren liegt es in der Natur der Sache, dass es Abnutzungsspuren gibt, die im besten Fall die Patina einer langen Lebensgeschichte zeigen. Auch haben sich die Ansprüche an die
Gebäude verändert, weil Themen in den Vordergrund rücken, die vor Jahrzehnten nur ein Schattendasein fristeten, weil „damals“ unter anderen Bedingungen konstruiert worden ist, weil auch der
Alltag einer stetigen Entwicklung unterliegt. Deshalb soll nicht verschwiegen werden, dass Manches im Argen liegt, wobei diese Bereiche nicht ignoriert werden, aber nur Schritt für Schritt
verbessert werden können.
Es spricht für die Vitalität der Hiberniaschule, dass es Vielen zu langsam geht! Gleichzeitig müssen neue Tänzer in den Reigen aufgenommen werden, während andere das Parkett verlassen haben. Die
Schule hat diese Chance ergriffen, das Gebäudeensemble grundlegend zu strukturieren.
A = Haupteingang, Verwaltung, Lehrerbüro
B = Mittelstufe, Oberstufe
C = Festsaal, Speisesaal, Küche
D = Unterstufe
E = Hort, Förderbereich, Kinderpflegeausbildung
F = Kindergarten
G = Eurythmiehaus
H = Hibernia-Kolleg, Musik
L = Werkstätten für Berufsgrundbildung
M = Tischlerei, Berufsgrundbildung Textil
N = HBG, Elektrofachausbildung, Schneiderei
P = Werkhof
Q = Gebäude für die Wissenschaften
S = Sporthalle
Die Bautätigkeit ist nur der offensichtliche Teil einer geistigen Entwicklung, die die Schule für die kommenden Generationen bereitet. Auch die Bautätigkeit selbst unterteilt sich in die
auffälligen mit viel Staub und Lärm sich ankündigenden „Neuankömmlinge“ - die Gebäude Werkhof, Sporthalle und Naturwissenschaften -, sowie einen etwas stilleren Umstrukturierungs- und
Umnutzungsprozess bei den „Alteingesessenen“. Hierbei werden zukünftige Entwicklungen - soweit planbar – berücksichtigt. In den Diskussionen mit den Vertretern der Schule werden wir nicht selten
mit der Aussage konfrontiert, der Raum würde jetzt wieder genutzt, wie zu Zeiten der Schulgründung.
Dies freut uns, weil wir davon überzeugt sind, dass die Hiberniaschule im guten Geiste gedacht und entstanden ist. Die Hiberniaschule kann bei Ihrem Gebäudebestand aus einer phantastischen Fülle
schöpfen, sie hat von Geburt an reichhaltiges Rüstzeug mit auf den Weg bekommen. Wir wissen, dass die Räume zum Befinden des Menschen beitragen, aber eben nur zum Teil.
Die Architektur wäre nur leere Hülle oder Potemkinsches Dorf, wenn es nicht diese unglaublich lebendige Schulgemeinschaft mit herausragenden Protagonisten gäbe, die Jahr für Jahr tollen
Unterricht, atemberaubende Aufführungen, bildende Reisen, engagierte Verwaltung, hervorragende Küche, herzliches Miteinander, Wissensdurst und Erkenntnis leben würde. Dass hier Mensch und Ort so
gut zusammenkommen, bestätigt den ersten, unmittelbaren Eindruck: Der Genius Loci Hiberniaschule ist ein guter.
Für uns ist es eine Freude, die Baugeschichte dieser Schule mit fortschreiben zu dürfen. Wir wünschen der Hiberniaschule und den Menschen in ihrem Wirkungskreis noch viele gelungene und
glückliche Kapitel.
Die Bilder vermitteln einen Eindruck wie sich die Schule im Laufe der Jahre verändert hat.
Es ist sicherlich spannend zu sehen, von wie viel Grün die Schule umgeben war und die einzelnen Entwicklungsstufen können nachvollzogen werden. Welche Bauteile kamen schrittweise hinzu und wurden erweitert.
Die Bilder vermitteln wie sehr sich die Hiberniaschule aktuell auch baulich weiter entwickelt hat.
Das Eckgebäude (früher Turm genannt - heute Bauteil B) ist aufgestockt worden; wo früher der Holzplatz war, ist ein Werkhof entstanden; die neue Sporthalle ist fertig; das Wissenschaftsgebäude
(Chemie, Biologie, Physik, Informatik) im Zentrum des Schulgeländes steht imposant da und fügt sich doch voll in das Gesamtbild ein.
Die Bilder sind in umgekehrter Reihenfolge geordnet. Die Bildergalerie beginnt also mit den jüngsten Bildern.