Viele Dinge, die wir tun, sind andernorts nicht möglich. Manches, was an der Hiberniaschule entwickelt wurde, ist in andere Schulsysteme eingeflossen. Auch aktuell fließen immer wieder Erfahrungen und Erkenntnisse in neue Lehrpläne ein. Unseren Prinzipien treu bleiben heißt für uns, sich lebendig zu verändern. Schule soll dem jungen Menschen helfen, seinen Platz in der Welt zu finden. Die Hiberniaschule will mehr: Der junge Mensch soll befähigt werden, die Zukunft aktiv zu gestalten. Er soll nicht nur funktionieren und sich anpassen können, sondern er soll seine Fähigkeiten so entwickeln, dass er die Welt aus eigenem Impuls mit zu formen vermag. Um dies leisten zu können, bedarf es einer umfassenden Allgemeinbildung. Allgemeinbildung wird häufig mit Allgemeinwissen gleichgesetzt. Allgemeinbildung bedeutet aber mehr. Sie ist eine Persönlichkeitsbildung in umfassendem Sinn, also eine Ausbildung/ Entwicklung der persönlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten, sowie des Menschen selbst. Unsere Schüler setzen sich gleichwertig mit theoretischen, künstlerischen und praktischen Lernangeboten auseinander. Die Hiberniapädagogik ist eine in allen Bereichen handlungsorientierte Pädagogik und richtet sich damit gegen jede Einseitigkeit und zu frühe Spezialisierung. Sie hebt die Unterscheidung in schulische und berufliche Bildung auf und ergänzt damit Schul- und Berufsbildung zu einer allgemeinen Bildung.
Prof. Dr. Klaus J. Fintelmann, der Gründer der Hiberniaschule, hat sich sein Leben lang mit der Wechselwirkung von Lernen und Arbeiten beschäftigt. Aus dieser Forschung entwickelte sich die Hiberniapädagogik. Dieser Pädagogik liegt ein Arbeitsbegriff zugrunde, welcher hier kurz erläutert werden soll: Klaus J. Fintelmann unterscheidet die Arbeit von der Tätigkeit. Arbeit richtet sich auf das Schaffen eines Werkes, welches dann in der Welt wirksam wird. Tätigkeiten können auch ohne diesen Zweck ausgeführt werden. Er hat bewusst Arbeitsprozesse in Schulunterrichte integriert mit dem Ziel der Persönlichkeitsbildung des jungen Menschen. In diesem Sinne sind die Klassenfahrten gelebte Arbeitsprozesse, in denen Unterricht, im Sinne der Hiberniapädagogik, an außerschulischen Orten stattfindet. Sie sind wichtiger Bestandteil des allgemeinbildenden Unterrichts und der Berufsausbildung.
KLASSENFAHRT 7 // KLASSENFAHRT MIT FORSTWIRTSCHAFTLICHER ARBEIT
Die Klassenfahrt, an der alle Schülerinnen und Schüler der 7. Klassen teilnehmen, wird seit einigen Jahren in Zusammenarbeit mit dem Waldschulheim Kloster Schöntal im Hohenlohekreis /
Baden-Württemberg durchgeführt. Hier stehen neben dem Umgang mit dem Werkstoff Holz (schnitzen,sägen, feilen, hobeln, schälen) alle Arbeitstechniken im Mittelpunkt, die der Forstwirt bei seiner
täglichen Arbeit verrichten muss.
Zu den täglichen Arbeitseinsätzen begeben sich die Schüler in eines der umliegenden Forstreviere, um dort unter Anleitung erfahrener Forstwirte in Gruppen verschiedenste Aufträge zu erledigen.
Dabei handelt es sich keineswegs um „spielerische“ Tätigkeiten, sondern um typische forstwirtschaftliche Arbeiten, wie Aufforstung, Auslichten, Verbissschutzmaßnahmen, Anlage von Wegen,
Wertastung, Bau von Hochsitzen usw.,die normalerweise von Waldarbeitern ausgeführt werden. Sinn und Hintergrund der Arbeiten werden den Schülern im Rahmen der Einsätze durch die Fachleute
erläutert. Eingeleitet werden die Arbeitstage durch einen etwa 30-minütigen Vortrag zu Themen rund um Wald und Forstwirtschaft.
Die Schüler arbeiten täglich bis zu 6 Stunden im Wald und dokumentieren und reflektieren anschließend ihre Arbeitsabläufe in Tages- und Arbeitsberichten, die fester Bestandteil des
Werkstattwochenbuches der Berufsgrundbildung sind. Unsere Schüler setzen sich gleichwertig mit theoretischen, künstlerischen und praktischen Lernangeboten auseinander. Die Hiberniapädagogik ist
eine in allen Bereichen handlungsorientierte Pädagogik und richtet sich damit gegen jede Einseitigkeit und zu frühe Spezialisierung. Sie hebt die Unterscheidung in schulische und berufliche
Bildung auf und ergänzt damit Schul- und Berufsbildung zu einer allgemeinen Bildung.
KLASSENFAHRT 9 // KLASSENFAHRT MIT LANDWIRTSCHAFTLICHER ARBEIT
Der Aufenthalt auf einem bio-dynamischen Bauernhof macht die Schüler mit der Arbeit in einem landwirtschaftlichen Betrieb vertraut: Tierhaltung, Gemüse-, Getreide- und Obstanbau, Fleisch und
Käseherstellung sind die Erfahrungsfelder, in denen die Schüler täglich bis zu 8 Stunden praktisch arbeiten und lernen können.
Auch hier werden alle Arbeitsabläufe anschließend schriftlich dokumentiert, reflektiert und ins Werkstattwochenbuch eingefügt. Die Auseinandersetzung mit ethischer Tierhaltung und gesunder
ökologischer Anbauweise sowie Fragen zu Gentechnik und gesunder Ernährung sind gleichfalls wichtige Themen, die mit den Schülern inhaltlich erarbeitet werden.
Die besondere Klassenfahrt der drei neunten Klassen findet auf drei ausgewählten Höfen statt:
Haus Bollheim in
Zülpich-Oberelvenich
Schwalbenhof in
Berschweiler
Helchenhof in
Überlingen
Mit diesen Höfen pflegt die Hiberniaschule eine langjährige Zusammenarbeit. Hier können die Schüler das Hofleben mit all seinen Aspekten kennen lernen. Auf den Höfen wird nach den Richtlinien der
biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise gearbeitet. Die Schüler werden in die Arbeit eingebunden und erleben die Bedeutsamkeit ihrer Mitarbeit. Es werden nicht Arbeiten „erfunden“, um die Schüler
zu beschäftigen, sondern die Höfe planen die Hilfe der Schüler in ihren Jahresablauf ein. Es gibt genügend fachlich und pädagogisch qualifizierte Mitarbeiter, die die Schüler bei der praktischen
Arbeit anleiten und betreuen. Außerdem vermitteln sie in Kurzvorträgen zu unterschiedlichen Themen den theoretischen Hintergrund und beantworten Schülerfragen. Nicht zuletzt bieten die Höfe
genügend Platz, um eine ganze Schulklasse und die betreuenden Lehrkräfte zu beherbergen. Es stehen Schlaf- und Aufenthaltsräume, sanitäre Anlagen, eine voll ausgestattete Küche zur Zubereitung
der Mahlzeiten und ein Esssaal zur Verfügung.
KLASSE 10 // FELDMESSFAHRT
Die Feldmessfahrt führt seit über 30 Jahren alle Hiberniaschüler zu der Hallig Hooge. Hier wird angewandte Mathematik praktiziert. Die Schüler vermessen die gesamte Hallig mit Theodoliten,
Fluchtstangen und Maßbändern. Die angewandte Trigonometrie ermöglicht es anschließend den Schülern ihre Messergebnisse in eine Karte zu verwandeln, die alle Details moderner Kartographie
beinhaltet.
Bis zu 6 Stunden täglich wird vermessen. (Die Hallig Hooge ist wahrscheinlich die am meisten vermessene Fläche Deutschlands). Dazu finden biologische Exkursionen statt, wie Wattwanderungen,
Vögelbeobachtung, Grass- und Dünenkunde und die Lehre der Gezeiten.
Ein intensives Eintauchen in ökologische Zusammenhänge wird an konkreten Beispielen möglich. Nicht zuletzt werden die Fragen nach der Klimaveränderung erlebt, u.a. an dem Anstieg des
Meeresspiegels mit „Aufwarften“ und ständigen Deicharbeiten und auch an Veränderungen in der Fauna, wie beispielsweise die Zunahme der Austern und Verdrängung von anderen Arten.
Auf der Hallig Hooge wird von Seiten der Gemeinde auch sehr intensiv an Fragen der alternativen Energiegewinnung gearbeitet, was für die Schüler erlebbar wird.
Alle Arbeitsschritte werden in den Wochenberichten dokumentiert, wobei die erstellte Karte im Mittelpunkt steht.
KLASSE 12 // KUNSTBETRACHTUNGSFAHRT
Zu Beginn der 12ten Klasse fahren die Schüler nach Griechenland um die Kunst und Philosophiegeschichte Griechenlands zu erkunden. Die antiken Stätten wie Mykene, Olympia, Athen, Delphi,
Meteoraklöster sowie Museen und Ausgrabungsstätten werden besucht. Die Schüler halten Vorträge über die Kunst und Philosophiegeschichte der antiken Griechen, zeichnen und malen Landschaften,
Skulpturen und architektonische Bauwerke und tauchen somit ganzheitlich in die europäische Kulturgeschichte ein, die ihre Wurzeln im antiken Griechenland hat.
Wer an den Thermophylen auf dem Gelände des Kampfes der Spartiaten unter Leonidas gegen die Perser steht, erlebt unmittelbar die geografischen Veränderungen, kann in eine Auseinandersetzung mit
den Medien eintreten (wie z.B. der Film Die 300) und bekommt ein Gespür für geschichtliche Orte.
Das Wahrnehmen des Wagenlenkers in Delphi durch Betrachten und Zeichnen kann an die innerliche Größe dieser Plastik anknüpfen und ermöglicht für den einzelnen wichtige seelische Beobachtungen was
anhand von Filmen oder Fotos so überhaupt nicht möglich wäre.
Dass ein Ort wirkt, dass ein Original wirkt, ist auf dieser Fahrt ständig präsent.
Tages- und Wochenberichte dokumentieren die Erlebnisse und Eindrücke, die zu den Höhepunkten des Schullebens eines Hiberniaschülers gehören. Für die erbrachte Leistung (Referat, Zeichnung,
schriftlicher Tages- und Wochenbericht) wird anschließend eine Note erteilt, die im Fächerkanon des Zeugnisses Klasse 12 in dem Fach Kunstgeschichte für den mittleren Bildungsabschluss relevant
ist.